Zentralasien, gelegen im Herzen des eurasischen Kontinents, stellte seit jeher eine bedeutende Drehscheibe für Zivilisationen dar. Seine zentrale Lage entlang der Seidenstraße ermöglichte einen regen Austausch von Gütern, Ideen und Religionen. Diese historische Verkehrsader verband nicht nur das Römische Reich und Byzanz mit Indien und dem Kaiserreich China, sondern trug auch maßgeblich zur Verbreitung verschiedenster Glaubensrichtungen bei. In dieser dynamischen Region erlebte der Buddhismus eine bemerkenswerte Entwicklung. Vom 1. Jahrhundert n. Chr. bis zur arabischen Eroberung im 8. Jahrhundert erfuhr Zentralasien eine Phase rascher Entwicklung, geprägt von Einflüssen aus dem buddhistischen Indien, dem vorislamischen Iran, der griechisch-römischen Welt und dem frühmittelalterlichen China. Lange bevor die arabischen Armeen im 7. Jahrhundert den Islam nach Zentralasien brachten, hatte sich der Buddhismus dort über Jahrhunderte hinweg etabliert und entfaltet. Tatsächlich dominierte der Buddhismus das vorislamische Zentralasien.
Parallel zur Blütezeit des Buddhismus vollzogen sich in Zentralasien bedeutende demografische und politische Veränderungen durch die Migration und Etablierung turkischer Völker. Die Geschichte Transoxaniens beispielsweise war von Invasionen nomadischer Völker geprägt, darunter der Aufstieg des ersten türkischen Khaganats in der Mitte des 6. Jahrhunderts. Das erste Göktürkische Reich wurde im Jahr 552 n. Chr. gegründet. Diese zeitliche Koinzidenz zwischen der Etablierung des Buddhismus und dem Aufstieg der turkischen Macht in Zentralasien bildet den Rahmen für die Untersuchung ihrer komplexen Wechselwirkungen.
Die Blütezeit des Buddhismus im vorislamischen Zentralasien

Die Ankunft und Verbreitung des Buddhismus in Zentralasien war ein schrittweiser Prozess, der seine Wurzeln im indischen Subkontinent hatte und sich entlang der Handelsrouten der Seidenstraße entfaltete. Der Buddhismus breitete sich zunächst ab der Mitte des 3. Jahrhunderts v. Chr. von Nordindien nach Gandhara und Kaschmir durch die Bemühungen des Maurya-Königs Ashoka aus. Zwei Jahrhunderte später, um das 1. Jahrhundert v. Chr., gelangte er von Gandhara nach Baktrien und von Kaschmir nach Chotan und somit in das westliche und östliche Turkestan. Die Seidenstraße spielte eine entscheidende Rolle bei der Weiterleitung des Buddhismus, wobei der Mahayana-Buddhismus über diese Route ab dem 1. oder 2. Jahrhundert n. Chr. nach Han-China gelangte. Mönche und Händler trugen die Lehren Buddhas von Nordwestindien nach Zentralasien und weiter nach Osten.
In Zentralasien entwickelten sich verschiedene Schulen des Buddhismus. Gelehrte identifizieren drei Hauptphasen missionarischer Aktivitäten, die chronologisch mit unterschiedlichen Sekten verbunden sind. Im 7. Jahrhundert n. Chr. gruppierte der chinesische Pilger Yijing die Mahīśāsaka, Dharmaguptaka und Kāśyapīya als Untersekten des Sarvāstivāda und stellte fest, dass diese drei nicht in den „fünf Teilen Indiens“ verbreitet waren, sondern in einigen Teilen von Oḍḍiyāna, Chotan und Kucha. Chinesische Reisende, die Zentralasien besuchten, berichteten, dass die Hinayanisten in Turfan, Shanshan, Kashi und Kuqa am stärksten vertreten waren, während Mahayana-Hochburgen in Yarkant und Hotan lagen. Insgesamt dominierte jedoch der Mahayana-Buddhismus im zentralasiatischen Raum.
Entlang der Seidenstraße entstanden bedeutende buddhistische Zentren und Königreiche. Dazu gehörten Regionen wie Gandhara, Baktrien, Sogdien und die Oasen des Tarim-Beckens. Der chinesische Pilger Xuanzang besuchte im 7. Jahrhundert n. Chr. zahlreiche bedeutende buddhistische Stätten, darunter Qocho (Kučā), Termeḏ, Balḵ, Bāmīān, Kāpiśī und verschiedene gandharische Orte. Im Tarim-Becken entwickelten sich wichtige buddhistische Zentren wie Kucha, Yarkand, Khotan, Tumsuk, Aksu, Kizil, Dunhuang, Karasahr, Loulan, Cherchen und Miran. Diese Zentren waren nicht nur Orte religiöser Praxis, sondern auch Knotenpunkte des kulturellen und wirtschaftlichen Lebens entlang der Seidenstraße.
Der Buddhismus in Zentralasien war von synkretistischen Tendenzen geprägt und nahm Elemente anderer lokaler Glaubensrichtungen auf. So enthielt der zentralasiatische Buddhismus in unterschiedlichem Maße zoroastrische Züge, da der Zoroastrismus die alte Religion des Iran war. Der Buddhismus koexistierte in Zentralasien mit dem Zoroastrismus, dem nestorianischen Christentum und dem Schamanismus. Es wird sogar vermutet, dass einige Mahayana-Bodhisattvas teilweise vom Zoroastrismus inspiriert wurden. Bereits in den hellenistischen Nachfolgereichen Alexanders des Großen kam es zu einem Synkretismus zwischen westlicher klassischer griechischer Philosophie und indischem Buddhismus, der die frühe Form des Buddhismus in Zentralasien prägte.
Ankunft und Einfluss der Turkvölker
Ab der Mitte des 6. Jahrhunderts n. Chr. vollzogen sich in Zentralasien bedeutende demografische und politische Veränderungen durch die Migration und Sesshaftwerdung von Turkvölkern. Nach dem Niedergang der Hephthaliten, deren Herrschaft bis dahin angedauert hatte, stieg in der Mitte des 6. Jahrhunderts das erste türkische Khaganat auf. Das erste Göktürkische Reich, gegründet im Jahr 552 n. Chr., dehnte sein Territorium rasch über Zentralasien aus. Nach der Spaltung des ersten türkischen Khaganats entstand das westtürkische Khaganat, das von 581 bis 742 n. Chr. existierte. Diese Entwicklungen markierten den Beginn einer neuen Ära, in der turkische Gruppen eine immer wichtigere Rolle in der Region spielten.
Die turkischen Khaganate kontrollierten weite Gebiete Zentralasiens. Das erste türkische Khaganat, das die Herrschaft der Rouran ablöste, expandierte schnell und erstreckte sich vom heutigen Korea bis zum Schwarzen Meer. Das westtürkische Khaganat erreichte um 625 n. Chr. seine größte Ausdehnung und umfasste einen bedeutenden Teil Zentralasiens. Das Reich der Uiguren lag im 8. Jahrhundert n. Chr. zunächst entlang des Orchon-Flusses in der heutigen nördlichen Zentralmongolei. Diese weitreichende Präsenz turkischer Reiche führte zu direkten Kontakten mit zahlreichen buddhistischen Gemeinschaften und Zentren in der Region.
Die ersten Interaktionen zwischen den Turkvölkern und den bestehenden Bevölkerungen und Kulturen Zentralasiens waren wahrscheinlich komplex und umfassten sowohl Konflikte als auch Kooperation. Die Geschichte Transoxaniens war von nomadischen Invasionen geprägt, und die Unterwerfung der Region durch die Araber erwies sich als langwierig und hart umkämpft. Die Göktürkisch-Persischen Kriege im 6. und 7. Jahrhundert n. Chr., die teilweise auf die Weigerung der Sasaniden zurückzuführen waren, den Handel der Türken weiter westwärts zu gestatten, verdeutlichen die frühe Präsenz der Türken und ihre Verwicklung in die politischen und wirtschaftlichen Angelegenheiten der Region. Die Göktürken erreichten ihren Höhepunkt im späten 6. Jahrhundert und begannen, in die Sui-Dynastie Chinas einzufallen, was ihre wachsende Macht und ihre Interaktionen mit sesshaften Zivilisationen verdeutlicht.
Die frühen turkischen Völker hingen hauptsächlich dem Tengrismus an, einem Glaubenssystem, das zwar vom Buddhismus verschieden war, aber eine gewisse Flexibilität aufwies, die die Aufnahme anderer religiöser Elemente ermöglichte. Neben dem Islam hatten verschiedene turkische Völker im Laufe ihrer Geschichte auch den Animismus (manchmal in Form des Tengrismus), den Zoroastrismus, den Manichäismus, verschiedene Formen des Christentums, das Judentum und den Buddhismus angenommen. Viele turkische Stämme und Staaten führten ihre Ursprünge auf die Göktürken zurück, und viele Bräuche des Tengrismus haben überlebt und werden in den türkischsprachigen Ländern weiterhin praktiziert. Zuvor waren alle Türken von der Mandschurei bis nach Europa Anhänger des Tengri, des allmächtigen Himmelsgottes, und der Umai, der Mutter und Beschützerin der Erde, gewesen. Der Tengrismus war jedoch eine synkretistische und nicht-dogmatische Religion, die die Koexistenz von Elementen anderer Glaubensrichtungen erlaubte. Diese Offenheit innerhalb des Tengrismus könnte den turkischen Völkern die Interaktion mit und die eventuelle Annahme des Buddhismus in einigen Fällen erleichtert haben.
Buddhismus unter turkischer Schirmherrschaft
Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass Teile der turkischen Herrscherschicht den Buddhismus annahmen oder unterstützten. Während des ersten Türkischen Reiches (Göktürken) im 6. Jahrhundert glaubten der türkische Mukan Khagan und später sein älterer Bruder Taspar Khagan an den Buddhismus und bauten sogar einen buddhistischen Tempel. Sie baten Nordchina um den buddhistischen Kanon. Tong Yabghu Qaghan des westtürkischen Khaganats (618–628 oder 630 n. Chr.) unterstützte die Verbreitung des Buddhismus in seinem Reich und förderte Gelehrte aus dem Kloster Nalanda in Indien, darunter den Übersetzer und Mönch Prabhakāramitra. Die Turk Schahi waren hauptsächlich Förderer des Buddhismus, und die „königlichen Klöster“ in Tepe Narenj und Qol-e Tut existierten bis in die frühe Ghaznavidenzeit. Obwohl dies etwas außerhalb der durch die frühen arabischen Eroberungen definierten vorislamischen Expansionsperiode liegt, ist es bemerkenswert, dass der Buddhismus ab der zweiten Hälfte des 11. Jahrhunderts allmählich den Manichäismus als dominierende Religion unter den Uiguren ablöste.

Besonders hervorzuheben sind die Turk Schahi und das Reich der Uiguren für ihre Förderung des Buddhismus. Die Turk Schahi waren vom 7. bis zum 9. Jahrhundert n. Chr. die Hauptförderer des Buddhismus in der Region Kabul. Die meisten Kabul Schahi waren Buddhisten oder Hindus und stammten von ethnischen Gruppen aus dem heutigen Pakistan und Teilen Zentralasiens ab. Um 660 n. Chr. wurde Kabul der Sitz der Turk Schahi, und bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts gab es in der Region Kapisa-Kabul mindestens 52 buddhistische Kultstätten. Die „königlichen Klöster“ der Turk Schahi in Tepe Narenj und Qol-e Tut bestanden bis in die frühe Ghaznavidenzeit fort, was eine langfristige Unterstützung des Buddhismus durch diese Dynastie belegt. Das Reich der Uiguren war ebenfalls buddhistisch. Obwohl der Herrscher des uigurischen Steppenreiches im Jahr 762 n. Chr. zum Manichäismus konvertierte, konvertierten die Uiguren um das Jahr 1000 n. Chr. zum Buddhismus. Die uigurische Elite wurde buddhistisch, baute und unterstützte klösterliche Einrichtungen und finanzierte die Übersetzung buddhistischer Texte. Im Königreich Kocho wurde der Buddhismus zur Religion der uigurischen Elite, obwohl auch der Manichäismus und das nestorianische Christentum bedeutend waren.
Diese Förderung hatte einen erheblichen Einfluss auf die buddhistische Kunst, Architektur und religiöse Praktiken. Aus der Zeit der Turk Schahi stammen buddhistische Kunstwerke, darunter Wandmalereien von Bodhisattvas und sitzenden Buddhas, die im Kloster Fondukistan gefunden wurden und griechisch-buddhistische und zentralasiatische Einflüsse aufweisen. Ebenfalls wurden Münzen der Turk Schahi gefunden. Mit dem Übergang vom Manichäismus zum Buddhismus um die Jahrtausendwende entwickelte sich in Wandmalereien und anderen Kunstformen ein ausgeprägter uigurischer Stil. Unter buddhistischer uigurischer Schirmherrschaft erlebte die Mahayana-buddhistische Kunst in Turfan ab dem 10. Jahrhundert eine Renaissance, wobei die Themen Buddhaschaft und Paradies betont wurden.
Koexistenz und Synkretismus
Zentralasien war eine Region bedeutender religiöser Vielfalt, in der der Buddhismus über Jahrhunderte hinweg mit einer Vielzahl anderer Glaubensrichtungen koexistierte. Neben dem Buddhismus waren in Zentralasien auch der Schamanismus, der Zoroastrismus, das nestorianische Christentum und der Islam präsent. Tatsächlich blühten im mittleren bis späten 1. Jahrtausend n. Chr. buddhistische, zoroastrische, manichäische und nestorianisch-christliche Traditionen in Zentralasien auf. Historisch gesehen waren Buddhismus, Zoroastrismus, Christentum und Tengrismus die wichtigsten Religionen der Region. Dieses Umfeld förderte naturgemäß Interaktionen und Austausch zwischen verschiedenen religiösen Gemeinschaften.
Aus diesen Interaktionen entwickelten sich synkretistische Tendenzen. Es wird vermutet, dass einige Mahayana-Bodhisattvas, wie Amitabha, teilweise vom Zoroastrismus inspiriert wurden, und es gibt auch Hinweise auf einen gewissen Synkretismus zwischen Buddhismus und Manichäismus. Die Göktürken beispielsweise verschmolzen in ihrer Form des Buddhismus die Verehrung der traditionellen alten türkischen Götter oder „Tengri“. Auch die Interaktion zwischen Buddhisten und Christen führte zu einer gewissen kreativen Synthese. Diese Beispiele verdeutlichen die Tendenz der Religionen in Zentralasien, Elemente voneinander zu übernehmen und zu integrieren.
Die turkischen Völker spielten eine aktive Rolle bei diesen interreligiösen Interaktionen und synkretistischen Prozessen. Das Beispiel der Göktürken, die Tengrismus und Zoroastrismus mit dem Buddhismus verschmolzen, zeigt einen direkten Beitrag einer turkischen Gruppe zum Synkretismus. Auch der Übergang der Uiguren vom Manichäismus zum Buddhismus deutet auf eine turkische Rolle im religiösen Wandel und in der Interaktion hin. Die Annahme einer neuen Religion und die anschließende Förderung des Buddhismus durch die Uiguren beeinflussten die religiöse Demografie und die kulturellen Praktiken der Region weiter. Die turkischen Völker waren somit nicht nur passive Empfänger religiöser Einflüsse, sondern gestalteten die religiöse Landschaft Zentralasiens aktiv mit.

Archäologische Zeugnisse von Buddhismus und turkischer Präsenz
Archäologische Funde liefern konkrete Beweise für die Präsenz des Buddhismus in Zentralasien und zeigen Fälle der Interaktion mit turkischen Völkern. Zahlreiche buddhistische Klöster, Stupas und Kunstwerke wurden in der Region entdeckt.
An buddhistischen Stätten wurden auch turkische Artefakte und Inschriften gefunden. Im Kloster Fondukistan wurden Münzen der buddhistischen Turk Schahi (7.-8. Jahrhundert n. Chr.) unter einer Statue eines Königspaares gefunden, was wichtige Erkenntnisse für die Datierung liefert. Ein goldener Anhänger aus Tillya-Tepe in Baktrien mit einer frühen Darstellung des anthropomorphen Buddha stammt aus dem 1. Jahrhundert v. Chr. bis zum 1. Jahrhundert n. Chr. und befindet sich in einer Region, die später unter turkischen Einfluss geriet. Göktürkische Memorialgräber in der Mongolei (6.-8. Jahrhundert n. Chr.) weisen neben schamanistischen Symbolen auch Lotusornamente auf, die hauptsächlich in der buddhistischen Kunst zu finden sind. Eine goldene Gürtelschnalle aus der westgöktürkischen Zeit (6.-8. Jahrhundert n. Chr.), die in Kasachstan gefunden wurde, zeigt einen Khagan, der auf seinem Thron sitzt und von Lotusblumen umgeben ist, die oft in der buddhistischen Kunst verwendet werden. Die Darstellung turkischer Reiter auf der Grabstätte eines sogdischen Händlers, der Miho-Grabcouch (um 570 n. Chr., Nördliche Dynastien, China), illustriert die frühe Interaktion und den kulturellen Austausch zwischen Türken und Sogdern, die stark in die Seidenstraße und die Verbreitung des Buddhismus involviert waren.
Die folgende Tabelle fasst wichtige buddhistische Stätten in Zentralasien mit Hinweisen auf turkische Verbindungen zusammen:
Standort | Lage | Periode buddhistischer Aktivität | Turkische Verbindung | Fundstellen |
Fondukistan | Afghanistan, Ghorband-Tal | ~700 n. Chr. | Münzen der Turk Schahi gefunden | 27 |
Bamiyan | Afghanistan | 3.-5. Jahrhundert n. Chr. | Von Turk Schahi beherrscht; potenzieller hephthalitischer Einfluss in der Kunst | 28 |
Bezeklik-Höhlen | China, Tarim-Becken (bei Turfan) | 5.-14. Jahrhundert n. Chr. | Von buddhistischen Uiguren geschaffen | 38 |
Göktürkische Gräberstätten | Mongolei, südlich des Baikalsees | 6.-8. Jahrhundert n. Chr. | Mögliche Präsenz buddhistischer Lotusornamente | 40 |
Tillya-Tepe | Afghanistan, Baktrien | 1. Jh. v. Chr. – 1. Jh. n. Chr. | Goldener Anhänger mit früher Buddha-Darstellung, Periode vor der bedeutenden türkischen Herrschaft | 2 |
Der Zustand des Buddhismus am Vorabend der islamischen Expansion
In der Zeit unmittelbar vor der islamischen Expansion war der Buddhismus in vielen Teilen Zentralasiens noch eine bedeutende und aktive Religion. Die muslimischen Eroberer fanden in der Mitte des 8. Jahrhunderts n. Chr. in Ostiran, Afghanistan und Transoxanien blühende buddhistische Handelsgemeinschaften entlang der alten Karawanenrouten vor. In der Region Tukhāristān (Baktrien) gab es ab dem ersten Jahrhundert n. Chr. viele buddhistische Tempel, die bis etwa zum achten Jahrhundert florierten. Bis zur Mitte des 7. Jahrhunderts gab es in der Region Kapisa-Kabul unter der Herrschaft der Turk Schahi mindestens 52 buddhistische Kultstätten. Der chinesische Pilger Xuanzang fand im 7. Jahrhundert in Samarkand nur wenig buddhistische Anhänger, während buddhistische Stätten weiter östlich in Ajina Tepe bei Kurgan-Tyube und Ak-Beshim bei Frunze aus dem 7. oder 8. Jahrhundert stammen. Dies deutet auf regionale Unterschiede in der Stärke des Buddhismus hin.
Es gab jedoch auch Anzeichen für einen Niedergang in einigen Gebieten. In der Swat-Region führte ein Zusammenbruch der Agrarproduktion um die Mitte des 6. Jahrhunderts zu einem deutlichen Rückgang der buddhistischen Gesellschaft. Nach der Invasion der Weißen Hunnen im 6. Jahrhundert, die ihre eigenen Religionen praktizierten, schwächte sich der Buddhismus in Zentralasien und Nordwestindien ab. Die Ausgrabungsstätten in Varakhsha (bei Buchara), Afrāsīāb und Panjikent (bei Samarkand) erwiesen sich als nicht-buddhistisch, während weiter östlich buddhistische Stätten gefunden wurden.
Die politische Landschaft in den Regionen, in denen der Buddhismus vorherrschte, wurde von verschiedenen turkischen Mächten dominiert. Die Turk Schahi herrschten vom 7. bis zum 9. Jahrhundert n. Chr. von Kabul und Kapisa bis Gandhara, einer Region mit einer starken buddhistischen Tradition. Das westtürkische Khaganat war im 7. Jahrhundert eine bedeutende Macht mit Hauptstädten im heutigen Kirgisistan und in der Nähe von Taschkent, Gebiete, die buddhistische Aktivitäten erlebt hatten. Das Reich der Uiguren lag im 8. Jahrhundert zunächst in der Mongolei, aber ihre spätere Westwanderung führte sie in engeren Kontakt mit buddhistischen Zentren im Tarim-Becken. Insgesamt lässt sich festhalten, dass der Buddhismus in der Zeit unmittelbar vor der islamischen Expansion in vielen Teilen Zentralasiens noch eine bedeutende und aktive Religion war, insbesondere unter der anhaltenden Schirmherrschaft turkischer Dynastien wie den Turk Schahi. Es gab jedoch auch Anzeichen für einen regionalen Niedergang und eine geografische Variation seiner Stärke. Die politische Landschaft wurde von verschiedenen turkischen Mächten dominiert, deren Beziehung zum Buddhismus im Allgemeinen unterstützend war, obwohl es wahrscheinlich regionale Unterschiede gab.
Zusammenfassung
Die Beziehung zwischen Buddhismus und den turkischen Völkern in Zentralasien vor der islamischen Expansion war vielschichtig und von Phasen starker Schirmherrschaft, kulturellem Austausch und Koexistenz neben anderen Glaubensrichtungen geprägt. Turkische Gruppen wie die Turk Schahi und die Uiguren spielten eine bedeutende Rolle bei der Unterstützung buddhistischer Kunst, Architektur und des klösterlichen Lebens. Es gab zahlreiche Beispiele für kulturellen und religiösen Austausch und Synkretismus, wie die Verschmelzung von Tengrismus und Zoroastrismus mit dem Buddhismus durch die Göktürken und die Übernahme buddhistischer Kunstmotive durch turkische Eliten. Am Vorabend der islamischen Expansion zeigte der Buddhismus in Zentralasien regionale Unterschiede in seiner Stärke, wobei es in vielen Gebieten weiterhin blühte, während es in anderen Anzeichen des Niedergangs gab. Die Rolle der turkischen Mächte war im Allgemeinen unterstützend.
Die Ankunft des Islams in Zentralasien im frühen 8. Jahrhundert n. Chr. im Zuge der muslimischen Eroberung markierte den Beginn einer neuen Ära. Die muslimische Eroberung Transoxaniens, die kurz nach der Eroberung Persiens begann, wurde erst mit der Schlacht von Talas im Jahr 751 n. Chr. abgeschlossen, die die muslimische Vorherrschaft in der Region sicherte. Mit den erfolgreichen Einfällen des Islams (beginnend im 7. Jahrhundert n. Chr.) und dem Niedergang der Tang-Dynastie in China verlor Zentralasien seine Bedeutung als wichtiges Drehkreuz, und der Buddhismus verschwand allmählich aus der Region. Die Zerstörung buddhistischer Stätten während der islamischen Expansion, wie das Beispiel der Eroberung Khotans im Jahr 1006 n. Chr. zeigt, verdeutlicht die tiefgreifenden Veränderungen, die diese Zeit mit sich brachte.
Trotz der letztendlichen Dominanz des Islams hinterließ das vorislamische buddhistische Erbe, das teilweise durch die Interaktionen mit den turkischen Völkern geprägt wurde, eine unauslöschliche Spur in der kulturellen und künstlerischen Landschaft Zentralasiens. Die Überreste dieser Periode werden weiterhin entdeckt und erforscht. Das Verständnis dieser Phase der Koexistenz und des Austauschs ist entscheidend für eine differenzierte Betrachtung der zentralasiatischen Geschichte und des komplexen Zusammenspiels von Kulturen und Religionen im Laufe der Geschichte.
Weiterführende Literatur
Wer sich eingehender mit dem Buddhismus in Zentralasien beschäftigen möchte, kann auf folgende Werke zurückgreifen:
- „Der Buddhismus I: Der indische Buddhismus und seine Verzweigungen“ von Heinz Bechert – Bietet eine umfassende Darstellung der buddhistischen Expansion, einschließlich Zentralasiens.
- „Buddhistische Erzählungen aus dem alten Zentralasien“ (hrsg. von Jens Wilkens) – Enthält Übersetzungen buddhistischer Texte aus Zentralasien.
- „Die alttürkische Xuanzang-Biographie IX“ (hrsg. von Peter Zieme) – Eine wichtige Quelle über den chinesischen Mönch Xuanzang und seine Reisen durch Zentralasien.
- „Der frühe türkische Buddhismus und seine literarischen Denkmäler“ von Jens Peter Laut – Untersucht die frühen Formen des türkischen Buddhismus.
- „Religion und Gesellschaft im uigurischen Königreich von Qočo“ von Peter Zieme – Beleuchtet die Rolle des Buddhismus im uigurischen Königreich.
Titelbild aus der Longmen Grotte, China
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